"Alles
fing während der Schwangerschaft an. Ich hatte Gelüste, Gurken mit Nutella zu
essen. Doch irgendwann hatte ich das Bedürfnis, auch so etwas wie Gips zu mir
zu nehmen."
Frau
S. leidet zu diesem Zeitpunkt an einer Schwangerschafts-Pica. Sie versucht unbewusst, indem
sie Gips verzehrt, ihren Kalziummangel auszugleichen.
"Ich
hatte gehofft, dass, sobald mein Sohn auf der Welt ist, sich alles wieder
normalisiert und ich nicht mehr diese Gelüste verspüre. Ich dachte immer, es
habe mit meinen Hormonen während der Schwangerschaft zu tun. Mittlerweile esse
ich Asche, Stoffe, die Windeln meines Sohnes und meine eigenen Haare."
Das
Pica-Syndrom zeichnet sich durch den Verzehr von ungenießbaren Dingen aus. Es
zählt zu den Essstörungen und kommt eher als Symptom einer Erkrankung vor, als
dass es als eigenständige Störung auftritt. Das Pica-Syndrom kann wie bei Frau
S. ein Symptom von Epilepsie sein. Es kann jedoch auch mit einer
Hirnverletzung, kognitiven Behinderung, Demenz oder Autismus einhergehen.
"So
wie es andere die Lust auf Schokolade packt, so packt mich die Lust auf andere
Dinge."
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In
westlichen Ländern ist das Pica-Syndrom eher selten. In ärmeren Regionen, wie
beispielsweise Indien, tritt es dagegen weitaus häufiger auf. Eine Ursache für
diese Vorkommens-Verteilung könnte darin liegen, dass einige Völker Steine,
Erde, etc. zu sich nehmen, um die Verdauung anzuregen, oder wie Frau S. es
intuitiv gemacht hat, ihren Kalziummangel auszugleichen, da Ihre normale
Nahrung dies nicht hergibt.
Diese
Formen sind jedoch nicht krankhaft, da sie einem Überlebenszweck dienen.
Krankhafte
Formen des Pica-Syndroms sind z.B.: die Koprophagie, bei der Exkremente zu sich
genommen werden oder das im Volksmund genannte Rapunzel-Syndrom (Trichophagie),
bei dem die eigenen Haare ausgerissen und verzehrt werden.
"Das
Ausreißen meiner Haare hat auf mich eine entspannende Wirkung. Auch wenn ich
weiß, dass ich Kahlstellen durch das Zupfen bekomme, kann ich es doch nicht
lassen."
Nicht
nur der optische Aspekt kann eine Person mit einem Pica-Syndrom
beeinträchtigen. Der Verzehr, beispielsweise der eigenen Haare, kann tödlich
enden, da Haare nur schwer zu verdauen sind und es so zu einem Darmverschluss
kommen kann.
"Ich
bin zur Zeit in psychotherapeutischer Behandlung, wo mir beigebracht wird,
mehr Kontrolle über meine Gelüste auszuüben." Die Behandlung des
Pica-Syndroms kann sowohl psychotherapeutisch als auch medikamentös geschehen,
oft jedoch wird eine Kombination beider Ansätze vorgezogen.
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Quellen zum weiter-/nachlesen:
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/pdf/pica_faust.pdf